Passe ich in das Unternehmen? Ein Modell für einen Überblick
Dieser Beitrag ist ein weiterer Teil der kleinen Serie über die entwicklungspsychologische Betrachtung der Menschen, der Betriebe, der Beziehungen untereinander und der dazugehörigen Kommunikation. In diesem Teil findet sich eine Arbeitstabelle zu den Betrieben aus entwicklungspsychologischer Sicht. Leser und Leserinnen mögen bitte immer daran denken, dass dies Modelle sind. Man kann mit ihnen arbeiten und die Tabellen verschaffen einen Überblick.
Hier übertragen wir nun die vorliegenden Informationen und Beschreibungen auf die Betriebe und Unternehmen. Ich persönlich finde das sehr spannend, denn einfach durch die Form der Darstellung können bestimmte (Beziehungs) Zusammenhänge mit einem Blick klar machen, an welchen Stellen es bei der Zusammenarbeit haken kann. Wir erinnern uns an die Arbeitstabelle für den Menschen aus den vorangegangenen Teilen. Diese Tabelle ist gleich aufgebaut, jedoch um relevante betriebliche Informationen ergänzt. So zum Beispiel die Betriebsart, wer die Entscheidungen im Betrieb trifft und wie der Führungsstil aussieht. Ebenfalls sind beispielhaft Tätigkeiten angegeben sowie Tabus bzw. Paradigmenverletzungen angeführt. Schlussendlich notierte Schweizer in seinen Texten zu jeder Stufe noch ein passendes Sprichwort. Ich stelle mir vor, dass sich beim lesen das ein oder andere „Jo, so ist es“ einschleicht.
Es ist sehr wichtig, die Tabelle nicht als absolute Angabe zu sehen. Ebenso kann die Tabelle bei einer „Selbstbetrachtung“ das eine oder andere schlechte Gefühl geben. Die Tabelle beinhaltet jedoch keine objektive Bewertung. Es gibt kein gut oder schlecht, kein oben oder unten. Die wertfreie Darstellung wäre zwar möglich, verhindert aber ein wenig die Übersicht und erschwert den Umgang mit den Informationen.
Ich möchte anhand von einem Beispiel etwas aus der Tabelle herauslesen. Legen wir die beiden Tabellen zusammen und schauen, wo sich ein Schüler in Klasse 9 oder 10 befindet, der die Hauptschule besucht. (Klicken Sie dazu auf das Tabellenbild sowie auf diesen Link). Beide Tabellen haben sich jeweils in einem neuen Fenster geöffnet und lassen sich auf einem Desktop PC nebeneinander anordnen. Die Schüler befinden sich in der blauen Ebene in einem Bürokratischen System. Sein Handeln ist für ihn durch den gesetzten Rahmen kontrollierbar. Er weiß, welche Art Verhalten welche Konsequenz nach sich zieht. Im Positiven wie im Negativen. Er oder sie ist damit orientiert – und fühlt sich in Sicherheit, solange er den gesetzten Rahmen ausfüllt. Es kann erstmal nichts passieren. Nun kommt die Frage auf, ob er eine Ausbildung machen möchte. Nach einigen Infogesprächen stellt sich für den Schüler heraus, dass er sich in einem Rahmen bewegen wird, den er so nicht abschätzen kann. Eine Ausbildung in einem größeren Betrieb liegt im Orange. Leistung zählt. Der Beste gewinnt.
Zwar ist auch in einer Ausbildung ein Rahmen gegeben, der aber zumindest auf betrieblicher Seite deutlich weniger Orientierung bietet, als die Schule. Ganzheitliche Handlungskompetenz und durchaus auch Problemlagen, die bis dato unvorstellbar waren (Fehler können im Betrieb sehr viel Geld kosten oder auch das Innehaben von Verantwortung für andere), können den Jugendlichen zu schaffen machen. In der Schule sind die Schüler/innen erstmal nur für sich selbst verantwortlich. Vielleicht ist auch das ein Grund für den Verbleib im „Schutzraum“ Schule. Natürlich neben vielen anderen wie der Glaube der meisten Beteiligten daran, dass nur die höchste Bildung über ein (materiell) erfülltes Leben entscheidet. Hm- Was ist mit Grün in dem Fall. Berufung – Erfüllung. Warum steigen so viele „aus“? Wie liegt bei denen der Fokus. Warum sind die meisten Menschen so begeistert, wenn Sie „Aussteigern“ lauschen? Das sind wieder andere Inhalte, die sich aus den Tabellen ablesen lassen…
Ab und zu werde ich weitere Interpretationen anhand von Beispielen auf dem Blog vornehmen. In dem nächsten Beitrag wird es um die Berufsorientierung gehen und der Knackpunkt in der Kommunikation zwischen den Beteiligten. Neben den verschiedenen Bewusstseinsstufen wird dabei auch darauf eingegangen, wer im Kern die Berufsorientierung kontrolliert und inhaltlich steuert. Das sind die Unternehmen mit den meisten Ressourcen und damit in der Regel die „Orangen“. Diese stellen jedoch nur knapp 5 % aller Betriebe in Deutschland (und bilden etwas über 50% aller Auszubildenden aus). Was bedeutet das für die Betriebe, die nicht über die Ressourcen verfügen? Welchen Anteil an inhaltlicher Gestaltung der Berufsorientierung haben die? Wie kommen die an Ihren Nachwuchs? Andersherum formuliert – was müssen diese Unternehmen tun, um „dabei“ zu sein. Die Tabellen geben auch hierzu Antworten – im Besonderen was die Frage der Kommunikation angeht. Denn darum soll es in den Beiträgen dieser Serie gehen.
Zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass die Tabellen auch bei der Kommunikation zwischen Betrieben hilfreich sind. Sie sind Werkzeug für Menschen, deren Aufgabe die Herstellung von Übersetzungsräumen ist. Darunter fallen Netzwerke oder Vereine, deren Inhalt es ist, betriebliche Kompetenzen zusammenzufassen und strukturell anderen zugänglich zu machen. Und die beschäftigen sich für Ihre Mitglieder auch mit dem Nachwuchs. Beispiel: Kompetenznetzwerk für Oberflächentechnik e.V., FachwerkMetall e.V. oder netzwerkdraht e.V.
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