Der Schul-Hackathon am Berufskolleg Witten im September 2023: Ein Musterbeispiel zukunftsfähiger Bildungsarbeit!

Der Schul-Hackathon am Berufskolleg Witten im September 2023: Ein Musterbeispiel zukunftsfähiger Bildungsarbeit!<br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/theorie_120.png"/><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/praxis_120.png"/>

Das war eine besondere und bedeutende Woche für mich. Einerseits, weil wir die dritte Berufsbildungsmesse durchgeführt haben und dann fand auch noch der Hackathon am Berufskolleg Witten statt. Im Vorfeld konnte ich ein wenig mitwirken und bekam einen Einblick in dieses bedeutsame Projekt.

2.500 Schüler*innen in über 300 Arbeitsgruppen waren an der Projektwoche beteiligt. Die Jugendlichen haben sich in Vorbereitung auf die Projektwoche Fragen gestellt. Als ich dazu kam, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Es waren Fragestellungen, die wir im betrieblichen Alltag wiederfinden. Geplant wurde die Woche mit einer Design-Thinking-Methode und die Arbeitsmittel entsprachen denen, die üblicherweise in Unternehmen auch verwendet werden. Hier sind einige Themenfelder, um die es ging:

  • Alternative Leistungsbewertung
  • Gestaltung der Unterrichtsatmosphäre
  • Feedbackkultur
  • Sozialtage außerhalb der Schule
  • Lernsettings gestalten
  • Workshops
  • Projekttage
  • FabLab
  • Bibliothek
  • Virtuelles, interaktives Lernen
  • Lernförderung
  • Lernpatenschaften
  • Lebenspraktische Themen in der Schule
  • Fach „Glück“
  • Lernstunden und -zeiten
  • Kreative Themen in der Schule
  • Berufsorientierung
  • Digitale Ausstattung in Lernräumen
  • Distanz- und Hybridunterricht
  • iPad-Schulung für Schüler
  • Anwendungs-Know-How in den Fächern
  • Medienkompetenz
  • Handy und iPad-Umgang
  • Social Media
  • Digitale Produkte im Unterricht
  • Individuelle digital gestützte Förderung
  • Umgang miteinander
  • Vielfalt leben und aktiv thematisieren
  • Beratung und Unterstützung bei Problemen
  • Beratung und Unterstützung für Berufe
  • Auslandsprojekte
  • Vernetzung dualer Partner
  • Auftreten in der Schule (Kleider machen Leute)
  • Für neue Schüler*innen: Manual
  • Lernen lernen
  • Außerschulische Lernorte
  • ÖPNV
  • Verkehrskonzepte
  • Verkehrssicherheit
  • Industrie 4.0 im Unterricht
  • Fair Trade
  • Müll
  • Klimaneutrale Schule
  • Gebäudeenergie

Sehr schnell wurde mir deutlich, dass dies mehr als nur eine Projektwoche ist und es eine hohe Bedeutung für die Unternehmensstruktur in der Region haben kann. Zum einen, weil eine weitere Regionalisierung der Kontakte zu und des Engagements von Betrieben ermöglicht wird und zum anderen waren es die Themen und Fragestellungen, die sich zu großen Teilen, auf die bereits im vorangegangenen Beitrag erwähnten, 17 Nachhaltigkeitsziele beziehen.

Die fett markierten Themen sind es, die direkten Bezug in die Unternehmen haben. Alle anderen Themen haben jedoch auch eine Relevanz für alle Bedarfsträger von Schule, Ausbildung, Studium, Arbeit und dem Leben allgemein. Zusätzlich gab es noch eine Liste mit Themen, die sich ausschließlich in der Schule aufhalten. Genau hier steht die Frage im Raum, warum wir einige der Themen nicht endlich zusammen angehen. Also diejenigen in den Betrieben wie auch diejenigen in der Schule. Denn ein Ziel am Ende ist es, dass sich Betriebe und Jugendliche treffen und an möglichst vielen Stellen ihre Zusammenarbeit vereinbaren. In Form von Praktika, Ausbildungen, dualen Studien oder auch einfach in Form von Arbeitsverhältnissen.

Es ist mir wichtig zu sagen, dass der Hackathon und alles, was damit zusammenhängt, von den Lehrer*innen und den Schüler*innen des Berufskollegs in Witten ermöglicht wurde. Das, was wir mit dem Verein Personal-Netz beigesteuert haben, sollte dort unterstützen, wo es die Veranstalter für sinnvoll hielten. Wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, ein wenig mitzuhelfen und auch dafür, dass wir an den Ergebnissen teilhaben dürfen.

Ich war am zweiten Tag der Projektwoche den Vormittag über im Berufskolleg und konnte mir ein eindrucksvolles Bild über die Arbeitsgruppen machen. Zwar waren auch Leute zu sehen, die keine Lust hatten oder die die Arbeitsgruppen störten, aber das waren Minderheiten – und bei über 2.500 Menschen an einem Ort auch völlig normal. Viel wichtiger war es, diejenigen zu beobachten, die engagiert und diskutierend bei der Sache waren. Ich habe gesehen, wie die Schüler*innen Methoden an-wendeten, die wir in den Betrieben nutzen. Gemischte Gruppen aus verschiedenen Fächern, die zusammen an Themen arbeiteten. Man könnte sagen, es waren multidisziplinäre Teams. Fragend und diskutierend wurden Strategien und Themen erarbeitet, die im Laufe der Woche als Ergebnisse in Form von Präsentationen und Modellen erarbeitet beziehungsweise erstellt wurden.

Die Schüler*innen arbeiteten mit digitalen Hilfsmitteln, gestalteten 3D Modelle an iPads und renderten so professionell, dass diese praktisch Kundenpräsentationen gleichkamen. Das Besondere war aber auch, dass an diesem Tage viele Expert*innen aus dem betrieblichen Alltag vor Ort waren, die durch die Jugendlichen gefragt werden konnten. Hier wurden Interviews geführt, um verschiedene Perspektiven einzuholen. Zudem waren Betriebe vor Ort und erläuterten Fachinhalt in den Arbeitsgruppen. Einige regionale Betriebe sponsorten auch Arbeitsmaterialien und die Verpflegung. In dieser Zeit standen außerdem Menschen in den Betrieben telefonisch zur Verfügung, um Auskunft bei Nachfragen der Schüler*innen zu geben. Dies wurde jedoch kaum genutzt, was zum einen an einer Hemmung vor dem Telefonieren liegen kann, aber wahrscheinlich auf die schiere Menge an Themen, Gesprächen und Menschen zurückzuführen ist. Zudem war die Situation für alle neu, und das auch noch in einer quantitativen Ausprägung, die ganze Ausbildungsmesseformate nicht erreichen. Die Ausprägung der Organisation in der Schule war außergewöhnlich.

Im Bereich des Nachmittags hat der Verein Personal-Netz ein Rahmenprogramm gestaltet, welches die Themen Berufsorientierung, Arbeitskräfte, Wünsche an schulische Ausbildung, veränderte Ausbildungsanforderungen sowie die systematische Vernetzung zwischen den Bedarfsträgern bearbeitete. Plan war hier ebenfalls eine Beteiligung von Schüler*innen sowie eine betriebliche Beteiligung gleichermaßen. Es war abzusehen, dass mehrheitlich Unternehmen und andere Beteiligte teilnehmen werden. Es haben sich dann auch tatsächlich keine Schüler*innen eingeloggt. Das empfinden wir aber als völlig normal und ist der Sache, wie oben beschrieben, geschuldet.

An dem letzten Tag der Projektwoche wurden die Ergebnisse von den Projektgruppen vorgestellt. Hier durfte ich auch durch die Räume gehen und bin nachhaltig beeindruckt worden. Es gab Projekte und Ergebnisse, die jetzt genutzt werden, um thematisch und systematisch mit den Jugendlichen in Beziehung zu bleiben. Das ist es, worum es geht. Und das ausgerichtet an den Nachhaltigkeitszielen der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Von Seiten der Betriebe ist jetzt Durchhaltevermögen gefragt, denn schnelle Lösungen können sich gar nicht ergeben. Beziehungen aufzubauen und Beziehungen zu stärken braucht Zeit und Vertrauen. Durch die von den Lehrerinnen und Lehrern initiierte Projektwoche, die sich außerhalb eines schulischen Lehrplans befand, hat sich eine Chance auf eine Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Aufgaben der Zukunft gebildet. Eine besondere Chance. Die werden wir nutzen und das ist der Verdienst der Gewährung einer solchen Projektwoche durch die Schulleitung. Durch das Engagement der Lehrkräfte und vor allem durch die moderne und gute Arbeit der Schülerinnen und Schüler. Das war sehr beeindruckend.

Und falls jetzt jemand bemerken sollte, dass keine Entwicklungsagenturen vor Ort waren, keine Kammer, keine Agentur für Arbeit, kein Jobcenter – dann ist das so. Darüber lässt sich auch nachdenken.

©2023 Achim Gilfert. Dieser Beitrag ist zur Weiterverbreitung nach den in diesem Blog veröffentlichten Regeln zum Urheberrecht veröffentlicht. Diese Regeln finden Sie hier: Urheberrechtshinweise.

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