Eine Meisterleistung der Jugendlichen – die Entwicklung einer grenzüberschreitenden Sprache

Eine Meisterleistung der Jugendlichen – die Entwicklung einer grenzüberschreitenden Sprache <br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/praxis_120.png"/>

Problemlösung erfolgreich****Keine Anerkennung für die Erfinder****Problemlösekompetenz bewiesen****

Im Rahmen der breiten technischen Verfügbarkeit von Short Message Service (SMS) (die erste SMS wurde 1992 von einem PC an ein Mobiltelefon gesendet) ergab sich die Möglichkeit, jederzeit mit anderen schnell zu kommunizieren und Mitteilungen auszutauschen. Die technische Beschränkung von maximal 160 Zeichen, die Multifunktion der Nummerntasten in einem Ziffernblock von nur 12 Tasten sowie die anfänglich hohen Kosten je SMS, stellten für die begeisterten Nutzer kurzfristig ein Problem dar. Als Reaktion darauf wurde eine eigene Sprache erfunden, um trotz der eingeschränkten Möglichkeiten den höchst möglichen Nutzen zu erreichen. Die Erfinder sehen sich allerdings damit konfrontiert, dass die Reaktion auf ein technologisches Problem mit einer kritischen Haltung (Werteverfall, Sprachverstümmelung u.a.) quittiert wird. Die in kürzester Zeit eingeführte Sprache, die häufig mit Symbolen und Abkürzungen arbeitet, grenzüberschreitend verstanden wird und die sich als Ergebnis eines kollektiven Problemlösungsverhaltens bezeichnen lässt, wurde jedoch nicht von der leistungsfähigen Wirtschaft ersonnen, sondern ganz nebenbei, aus motivationalen Kontexten durch die Jugendlichen, die verschiedene Akteure des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes für nicht Ausbildungs- oder Arbeitsreif halten. Dies ist ein Beispiel dafür, dass eher eine Kompetenzverschiebung zu benennen ist als ein Kompetenzverlust der Jugendlichen, den so viele bemängeln. Ähnliches zeigte sich bei der Nutzung von textbasierten Chatsystemen.

Hier steht zwar eine unbegrenzte Anzahl von Zeichen zur Verfügung, die jedoch für eine flüssige Kommunikation möglichst zügig eingegeben werden müssen. Um diese Anforderung erfüllen zu können wurden neue und von den SMS Schreibtechniken abgeleitete Abkürzungen und Symbole eingesetzt. Erneut kann man sagen, es fand eine schnelle Problemlösungsreaktion durch die Jugendlichen statt, denn der junge Mensch lernt in der Regel in der Allgemeinbildenden Schule nicht das 10 Fingerschreiben auf einer  Tastatur. Es ist beachtlich, dass es offensichtlich möglich ist, sich über eine in kurzer Zeit angepasste Sprache über alle Dinge des Lebens zu verständigen und diese auch grenz- und kulturübergreifend verständlich ist.

Diese Fähigkeit der Anpassung nur durch die Motivation, die neuen Techniken zu nutzen, sollte mehr Beachtung geschenkt werden. Stattdessen wird der Verfall der „normalen“ Sprache und Schrift bemängelt. Keiner der Vorgänger muss die Sprache anwenden, aber er sollte sie lernen um auch in einer kommunikativen “Noch” Parallelwelt an Kommmunikationsprozessen beteiligt zu sein. Wir sollten nicht die Sprache ohne Authentizität einfach nachreden, jedoch die authentischen Inhalte auf den jeweils aktuellen Kommunikationskanälen verbreiten. Wer nicht beteiligt ist, kann auch keinen Einfluss ausüben. Hier wäre es eher angezeigt, dieses motivationale Problemlösungsverhalten in Wirtschaftsprozesse  einzubringen. Wirtschaft! Nutzt die Potentiale. Für solche Problemlösungen sollte Anerkennung verteilt werden und nicht Abwertung. (Wer mehr zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen wissen möchte, dem sei die  JIM Studie und die KIM Studie des aktuellen Jahres, veröffentlicht seit 1998 durch den medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, empfohlen).

Hinweis: Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf eine wissenschaftliche Erklärung. Aber ich finde es mehr denn je nötig, auch die andere Seite der Medallie bewusst zu betrachten. Diese Motivation habe ich von den A-Recruitertagen in Solingen mitgenommen, in welchem die Gewinnung von Jugendlichen über neue Medien thematisiert wurden. Teilnehmer waren die größten Betriebe in Deutschland. Und ich zitiere den Ausbildungsleiter von FESTO Didactic: “Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine ethische Verantwortung gegenüber unseren Jugendlichen haben”. In seinem weiteren Impulreferat sagte er auch “kein Jugendlicher darf als Verlierer aus einer Bewerbungssituation gehen”. Ich glaube, damit hat er recht.

Wir sollten dazu übergehen, grundsätzlich das Positive anzunehmen und nicht das Schlechte vorauszusetzen. Daher habe ich mir überlegt, in bestimmten Abständen mal das gewohnte zu durchbrechen und bestimmte Kontexte auch einmal anders darzustellen. Diese Beiträge sind mit dem gelb schwarzen Logo gekennzeichnet und sollen nicht den qualitativen Anspruch dieses Blogs schmälern. Ganz im Gegenteil.

Ach ja, natürlich enttäuschen uns einige Jugendliche… so wie einige Erwachsene auch…

©2013 Achim Gilfert. Dieser Beitrag ist zur Weiterverbreitung nach den in diesem Blog veröffentlichten Regeln zum Urheberrecht veröffentlicht. Diese Regeln finden Sie hier: Urheberrechtshinweise.

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