Mc Donald´s, BRAVO und die Bundesagentur für Arbeit (Archivbeitrag)
Aktualisiert 10.05.2011: Die Kooperation mit Mc Donalds wurde beendet.
“Die BRAVO, Mc Donald´s und die Bundesagentur für Arbeit machen gemeinsame Sache, damit ihr den Ausbildungsplatz bekommt, der euch gefällt und der optimal zu euch passt“. So lautet die erste Zeile auf der Karriereinternetseite des Systemgastronomen. Etwas weiter unten lässt sich die Intention von Mc Donalds dann schon deutlicher erkennen. Werbung für den Ausbildungsberuf zum Fachmann/frau in der Systemgastronomie. Kooperation zur Gewinnung von Nachwuchs ist immer eine feine Sache. Die Bravo Zeitschrift hat ein Sonderheft zur “Job Attake” veröffentlicht. Auf den Internetseiten der Bundesagentur für Arbeit “Planet Beruf”, die in dem Bravo Heft als Verweis weiterer Informationen angegeben ist, gibt es einen Link, der eine Tour in verschiedenen Städten ankündigt (2009).
Ich habe das Bravo Heft aufmerksam durchgelesen (Ich habe es auf der Didacta bekommen). Inhaltlich ist es ganz in Ordnung, wenngleich die Präsentation der Inhalte zum Teil normativen Anspruch haben. Auch die praktischen Tips sind gut geschrieben und vor allem adäquat. Das Design finde ich ein wenig zu durcheinander. Man verliert leicht die Orientation.
Trotz allem hinterlässt die Aktion (die in den letzten Jahren auch schon statt fand) bei mir einen gemischten Eindruck. Ich empfinde es als seltsam, das Logo der Bundesagentur für Arbeit neben dem von Mc Donalds zu sehen. Bei der Bravo Zeitschrift würde ich ja noch sagen, man kann einen gezielten Zugang zu einer bestimmten jugendlichen Zielgruppe finden, da die Zeitschrift an sich ja neutral ist. Es ist in letzter Zeit immer mehr zu beobachten, dass sich Unternehmen mit großen ökonomischen Ressourcen das Thema Berufsorientierung zu eigen machen. Wer die Theorie von Georg Ritzer und seiner McDonaldisierung kennt, der könnte zu dem Schluss kommen, das ein Grundprinzip, nämlich die Kontrolle über alle Elemente eines Prozesses (inklusive der Prozesszugehörigen Kunden) zu haben, hier eine Strategie zu vermuten. Die Zielsetzung der verschiedenen Institutionen ist zu hinterfragen. Wer hat welches Interesse und kann es sein, dass öffentliche Einrichtungen zur Schaffung einer “offiziellen Legitimation” genutzt werden?
Wird Berufsorientierung zu einem Marketing Instrument oder ist es bereits eins? Und wie ist das zu bewerten?
Aktualisiert 05.04.2010: Der Spiegel berichtet in seiner Ausgabe 14/2010 auf Seite 16, dass die Bundesagentur für Arbeit für die Berichterstattung in der BRAVO Zeitung über mehrere Jahre bisher 2,2 Millionen Euro bezahlt hat. Allein in 2009 waren es laut Spiegel 700.000 Euro. Da ändert sich der Blick in das Heft schon ein wenig, wenngleich die Bundesagentur klar stellt, keinen Einfluss auf die redaktionellen Beiträge zu haben. Zudem rügte der Deutsche Presserat im März einen BRAVO Artikel, in welchem der Moderator Oliver Pocher das Angebot eines Berufsinformationszentrums testet. Dem Leser werde verschwiegen, dass Pocher “als Werbefigur der Bundesagentur für Arbeit agiert” und von dieser auch “für den Besuch engagiert [und bezahlt?] wurde”, so der Presserat.
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