Wir sollten mal mit „Leuchttürmen“ aufräumen.

Wir sollten mal mit „Leuchttürmen“ aufräumen. <br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2014/08/meinung_120.png"/>

Mit einem Augenzwinkern geschrieben, aber doch einmal zum Nachdenken. Dieser Tage war es wieder einmal ein „Leuchtturm“ – eher ein „Leuchtturmprojekt“, welches im Rahmen einer Projektumsetzung propagiert wurde. Das gibt es sehr häufig auch bei Projekten im Rahmen der Aus- und Weiterbildungsförderung und soll symbolisch dafür stehen, mit seinen Erkenntnissen und Umsetzungspraktiken eine Strahlkraft für die Gesellschaft oder auch für andere Projekte zu bewirken. So ein wenig soll es auch bedeuten „Wir haben eine Lösung – schaut her – macht es nach“. Jahrelang habe ich mir über die Symbolik keine Gedanken gemacht – bis ich vor einiger Zeit wieder einmal unter dem Urker Leuchtturm (Niederlande) saß und in einer dunklen Nacht das Licht in schönem Strahl über das Wasser streifen sah.Vielleicht war’s auch gar nicht so romantisch, sondern nur ein kritischer Zwischenruf auf einer anderen Veranstaltung….

Lassen wir doch einmal einen Leuchtturm über sich selbst und seine Konstruktion sprechen. Er berichtet, „dass es sehr eintönig ist, sein Licht ständig, stur und mit fester Geschwindigkeit in eine Richtung drehen zu lassen“. „Ich fühle mich, als drehen wir uns immer im Kreis und das, obwohl wir ja eigentlich nur auf einen einzigen Punkt orientieren“ pflichtet das Leuchtmittel bei. „Wer davon abweicht, läuft auf die Klippen und erleidet ein unerwünschtes Schicksal“ so die Beiden. „Das ist aber noch nicht alles“ bringt sich der Leuchtturm wieder ein. „Neben der Alternativlosigkeit meines Lichtes musste ich unterhalb des Leuchtfeuers, an meiner Basis, eine weitere Beleuchtung anbringen, da dieser Ort sehr finster ist. Mein Wärter findet sonst den Weg nicht“. Der Leuchtturm weiß noch nicht, dass kein Wärter mehr kommen wird, denn das Ganze wird automatisiert und digitalisiert – somit die Basis finster bleiben kann.

Der Leuchtturm spricht zwar nicht von einer Sozialphobie, aber es kommt ihm entgegen, dass seine Arbeit nicht interaktiv ist. Es ist eher wie ein Radio – „Mein Lichtstrahl wird einfach ausgesendet und mehr nicht. Es gibt keine Empfangsmöglichkeit und damit muss ich mich auch keiner Kritik oder sonstigen Dingen stellen“. Der Leuchtturm hat mir erläutert, dass ihm die fehlende Interaktivität nicht egal ist, aber was könnte er tun? Er ist unbeweglich und steht nur da. Er kann seinen Standort nicht anpassen und somit auch keine Änderungen herbeiführen. Er ist auf Gedeih und Verderb auf den guten Willen und die Handwerkskunst seiner Erbauer angewiesen. Und auf die Politik, die über seine weitere Existenz entscheidet.

Zusammenfassung: Der Leuchtturm ist unbeweglich, orientiert nur auf einen Punkt, bietet keine Alternativen, ist reiner Sender und bietet somit keine Interaktivität, verändert sich nicht, seine Basis ist Finster, sein Licht dreht sich stoisch und nach fester Zeitvorgabe in eine Richtung. Irgendwie ist all das gegenteilig zur gewünschten Symbolik. Fraglos sind Leuchttürme aber wunderschön!

Aber genug der Analyse – was könnte es sonst sein. Mir ist bislang nichts eingefallen. Wer eine Idee hat – es lässt sich darüber berichten!

©2019 Achim Gilfert. Dieser Beitrag ist zur Weiterverbreitung nach den in diesem Blog veröffentlichten Regeln zum Urheberrecht veröffentlicht. Diese Regeln finden Sie hier: Urheberrechtshinweise.