Was zeichnet einen guten Berater / eine gute Beraterin aus und woran erkenne ich das?

Was zeichnet einen guten Berater / eine gute Beraterin aus und woran erkenne ich das?<br><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de//wp-content/uploads/2013/07/praxis_120.png"/><img class="text-align: justify" src="https://bildungswissenschaftler.de/wp-content/uploads/2013/07/theorie_120.png"/>

Der Grund für diesen Beitrag ist, dass ich hier und da gefragt werde, was meiner Meinung nach einen guten Berater bzw. eine gute Beraterin auszeichnet. Als Mediator nutze und arbeite ich selbst mit Beratung und möchte jeden der berät, gerne ein paar Hinweise an die Hand geben. Beratung spielt auch in der Berufsorientierung und der persönlichen Entwicklung eine große Rolle. Gerade bei Beratungen hinsichtlich Bildungsfragen oder beruflicher Entwicklung finde ich es notwendig, dass es um professionelle und „echte“ Beratung geht. Dabei ist mir selbst klar, dass die Umsetzung nicht immer einfach ist – dieser Beitrag aber die Möglichkeit zur Reflexion bietet.

Je nach Bedarf finden sich unterschiedliche Beratungsarten. So beispielsweise die Expertenberatung, bei der auch konkrete Lösungen und fremdes Wissen Eingang in die Beratung finden (Beispiel: ein Experte berät darin, wie Maschinen verändert werden müssen, um effizienter zu arbeiten oder es geht um sparsamere Verwendung von Ressourcen). Bei Prozessberatungen, zu denen auch psychologische Beratungen zählen, ist es dagegen wichtig, dass die Beratenden unterstützen, gemeinsam zu Lösungen oder Ergebnissen zu kommen (Beispiel: In der Vertriebsabteilung gibt es Konflikte und die Arbeitsleistung sinkt. Hier wird es darum gehen, über die Potentiale der Menschen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten).

In beiden Fällen gibt es verschiedene Beratungsmethoden (beispielsweise klientenzentrierte, informative oder direktive Gesprächsverfahren), aber es lassen sich auch universelle Merkmale von Beratern oder Beraterinnen benennen. Diese sind unabhängig von dem Beratungsinhalt. Um diese Merkmale soll es hier gehen. Damit der Text flüssiger zu lesen ist, orientiere ich mich an einer einheitlichen, hier der weiblichen Schreibweise.

1 Die Beraterin sorgt für einen vertrauensvollen Rahmen und ist Ihnen zugewandt.
Egal worum es geht, ob es sich um einen technischen Prozess oder den Veränderungsprozess eines Menschen handelt – in jedem Fall ist ein Vertrauensrahmen notwendig. Einer der Gründe liegt darin, dass wahrscheinlich auch Defizite oder Fehler angesprochen werden. Eine vertrauliche Atmosphäre unterstützt das offene Ansprechen unangenehmer Themen.

2 Die Beraterin zeigt Interesse an Ihren Zielen und bewegt sich auf Augenhöhe.
Üblicherweise haben Gesprächspartner unterschiedliche Ziele. Auch in der Beratung ist das der Fall. Allerdings sollten in der Beratung ausschließlich Ihre Ziele im Mittelpunkt stehen, denn Sie bezahlen ja die Beratungsleistung. Beratungen dürfen nicht „gedehnt“ oder thematisch künstlich in die Länge gezogen werden.

3 Die Beraterin kommt fragend dem Kern Ihres Anliegens näher.
Auf Ihre Schilderungen stellt die Beraterin konkrete Fragen, die es ermöglichen, dass Sie ein gemeinsames Verständnis Ihres Anliegens erreichen. Dabei werden im Gespräch Rückfragen gestellt und das von Ihnen Gesagte umformuliert. Dabei verzichtet die Beraterin auf Voreingenommenheit und vor allem auf ein „Abwürgen“ Ihrer Erläuterungen, weil ein Sachverhalt „ja sowieso klar“ wäre.

4 Die Beraterin nimmt Ihre Anliegen oder Sorgen ernst und bewertet nicht.
Bewertungsfreiheit ist für uns Menschen ein zentraler Punkt, sich ernstgenommen und akzeptiert zu fühlen. Sei es als Person oder sei es der Inhalt, um den es geht.

5 Die Beraterin spricht umgangssprachlich und inhaltlich verständlich.
Menschen, die umgangssprachlich sprechen haben ein Interesse daran, verstanden zu werden. Sie senken aktiv Barrieren und fördern die Motivation, tiefer in Gespräche einzutauchen. Es entsteht schneller ein gemeinsames Verständnis für ein Thema. Das häufige Benutzen von Fachwörtern, Fremdsprachen oder Abkürzungen weist in meinen Augen keine Fachkompetenz aus, sondern dient eher einer Eigendarstellung – um beispielsweise ein bestimmtes Bild abzugeben.

6 Die Beraterin hört aufmerksam zu.
Zuhören ist ein aktiver Vorgang, bei dem der Gesprächspartner Wertschätzung erfährt und sich verstanden fühlt. Aufmerksames Zuhören ist Ausdruck großen Respekts einem anderen Menschen gegenüber und fördert den Aufbau eines Vertrauensrahmens, der für eine gute Beratung notwendig ist.

7 Die Beraterin wirkt natürlich und kongruent.
Natürliches Verhalten und ein natürlicher Auftritt sind ein Signal, dass man gerne ein gutes und ehrliches Gespräch führen möchte. Wenn die Handlungen mit dem Verhalten und dem gesprochenen zusammenpassen (Kongruenz), dann sind meiner Meinung nach alle Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Gespräch gegeben.

8 Die Beraterin schaut aus mehreren Perspektiven und wägt ab.
Es zeugt von hoher Kommunikationskompetenz, wenn sich Menschen in verschiedene Wahrnehmungspositionen begeben (können). Dadurch lassen sich einzelne Aspekte oder Themen aus verschiedenen Blickrichtungen betrachten, man kann abwägen und sorgfältig bewerten. Ich finde, das ermöglicht wiederum sicherere oder leichtere Entscheidungen.

9 Die Beraterin lässt Ihnen Raum.
Auch wenn die Zeit oft drängt und der nächste Termin schon im Kalender steht. Neben dem zentralen Kontext einer Beratung geht es häufig auch um das „Drumherum“. Das kann möglicherweise nichts mit dem Thema zu tun haben, aber dennoch für Sie wichtig sein. Eine kompetente Beraterin wird das mit einbeziehen und gemeinsam mit Ihnen im Gespräch die Relevanz bewerten.

10 Die Beraterin lässt andere Meinungen gelten und argumentiert sachlich.
Auf diesem Wege dürfen Sie das Gefühl haben, dass die Beraterin, beispielsweise an anderer Stelle, wertschätzend über Sie sprechen wird und Ihren Impulsen einen Wert zumisst. Dieser Punkt ist für den Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit aus meiner Sicht ganz wichtig.

11 Die Beraterin berichtet von anderen Fällen aus der Praxis.
Viele Menschen erzählen, dass es für sie hilfreich ist,  zu wissen, dass sie mit einem Problem nicht allein dastehen. Hier können Beispiele und neutrale Bewertungen von Praxisbeispielen sehr hilfreich sein. Dabei ist darauf zu achten, dass der Inhalt und das Resultat bewertet werden, jedoch nicht die handelnden Personen.

12 Die Beraterin erklärt und begründet ihren Rat, bis Sie ihn verstanden haben.
Hierzu regt Sie an Feedback zu geben, um auf diesem Wege zu erkennen, ob es ein gemeinsames Verständnis des Gesagten gibt. Falls sich Missverständnisse ergeben haben, können die Erläuterungen verändert und anderes formuliert werden.

13 Die Beraterin beantwortet Ihre Fragen möglichst konkret.
Kein Mensch weiß alles, so auch sicher nicht die beratenden Menschen. Achten Sie darauf, dass Ihre Fragen möglichst konkret und für Sie verständlich beantwortet werden und – sollte es so sein, dass eine Beraterin einmal keine Antwort hat – diese sich selbst Unterstützung einholt und Ihnen die gewonnene Erkenntnis zeitnah weitergibt. Es zeichnet Beraterinnen aus, wenn Sie selbst gut vernetzt sind.

14 Die Beraterin unterstützt Sie bei der Umsetzung von Hinweisen.
In einem vertraulichen Rahmen ist es wichtig, dass man sich auf Unterstützung bei der Umsetzung von Rat verlassen kann. Neben einem Hinweis, wie man sein Problem lösen kann, sollte die Beraterin auch immer einen Rahmen erläutern können, in welchem dies möglich ist.

Wer Beratung und damit einhergehende Kommunikation näher kennen lernen möchte, dem empfehle ich einen Blick auf diese Seite.

©2020 Achim Gilfert. Dieser Beitrag ist zur Weiterverbreitung nach den in diesem Blog veröffentlichten Regeln zum Urheberrecht veröffentlicht. Diese Regeln finden Sie hier: Urheberrechtshinweise.

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